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Links Die AutorInnen Nina Bittcher studierte Kulturwissenschaft, Kunstwissenschaft und Philosophie an der Universität Bremen. Der Film war Teil ihrer Magisterarbeit. In ihrer Ausbildung zur Bild- und Tonassistentin bei der Magic Video Postproduktion in Hamburg lernte sie die Grundlagen der professionellen Arbeit mit Film. Seitdem verwirklichte sie zahlreiche Projekte. Als Regie- und Produktionsassistentin bei diversen Theater- und Filmprojekten u.a. in der Schweiz und in Österreich konnte sie ihre Kenntnisse vertiefen. Ein Dokumentarfilm über Militärdienst in Israel Der Dokumentarfilm „Uniform, Panzer, Kokon – Militärdienst in Israel“ setzt sich mit der Bedeutung des Militärdienstes anhand biografischer Interviews auseinander. Insbesondere seit dem 11.9.2001 rückt der israelisch-palästinensische Konflikt in das Interesse der (medialen) Öffentlichkeit. Vor allem aus deutscher Perspektive hat der Konflikt eine spezifische Brisanz, ist doch die Gründung des Israelischen Staates eine politische Konsequenz aus der Massenvernichtung der Juden Europas. Dies führt dazu, dass der mediale Diskurs in Deutschland zumeist in polarisierende Darstellungen mündet, in denen die Lebensrealität der Betroffenen nahezu verschwindet. Mit dem Film möchten die AutorInnen einen Beitrag dazu leisten, die alltäglichen und lebensgeschichtlichen Folgen der militärischen Verteidigung Israels für junge Menschen in den Blick zu nehmen. Obgleich Mitglied der westlichen Staatengemeinschaft unterscheidet sich das Leben der Menschen in Israel im Vergleich zu anderen westlichen Ländern erheblich: Die permanente Krisensituation seit Gründung des Staates macht sich in vielen Bereichen und auf unterschiedlichen Ebenen bemerkbar – wie z.B. durch die zwei- bzw. dreijährige Wehrpflicht aller israelischen StaatsbürgerInnen. Konkret bedeutet dies: „Wehrpflichtig sind Männer im Alter zwischen 18 und 29 Jahren sowie unverheiratete Frauen zwischen 18 und 26 Jahren. Der Grundwehrdienst beträgt für Männer drei Jahre, für Frauen knapp zwei Jahre. […] Bis zum Alter von 55 Jahren müssen Männer je nach Dienstgrad zwischen 30 und 45 Tagen Reservedienst pro Jahr ableisten. Für Frauen gilt diese Pflicht bis zum Alter von 50, jedoch werden sie äußerst selten dazu einberufen.“ [1] Werden in den meisten westlichen Staaten die zivile und militärische Sphäre als getrennte gesellschaftliche Bereiche erlebt, ergibt sich für Israel das Bild einer vom Militär durchdrungenen Privatsphäre.[2] Bereits mit 16 Jahren müssen sich junge Israelis entscheiden, für welche militärische Einheit sie sich bewerben – diese Entscheidung beeinflusst die späteren Karrierechancen erheblich. Israelische Jugendliche sind so früher gezwungen, sich Gedanken über ihren weiteren Lebensverlauf zu machen, als das in anderen westlichen Staaten der Fall ist – zumindest für die höhere Bildungsschicht entscheidet sich der spätere Berufsweg nicht zwangsläufig vor Abschluss des 23. Lebensjahres, für viele ist die Phase zwischen 18 und 23 Jahren eine Zeit des Herumexperimentierens, des Ausprobierens eigener Fähigkeiten, des Jobbens etc. Während für viele junge Erwachsene westlicher Herkunft nach dem Schulabschluss ein Leben ohne strukturierende äußere Autoritäten geprobt und erlernt wird, sind Israelis als junge Erwachsene für zwei bzw. drei Jahre in eine disziplinorientierte, staatliche Institution eingebunden und werden zu bewaffneten Protagonisten des politischen Konflikts. So sind sie ganz unmittelbar mit Situationen konfrontiert, in denen Menschen verletzt oder gar getötet werden. Die Zeit beim Militär ist in vielerlei Hinsicht einschneidend in Bezug auf den Prozess des Erwachsenwerdens.Das Straßenbild jeder Stadt wird von der Präsenz des Militärs geprägt, bewaffnete SoldatInnen sitzen in Cafes, Schulausflüge finden unter bewaffnetem Schutz statt. Ein beeindruckendes und vielleicht auch abschreckendes Bild für außenstehende BeobachterInnen – für Israelis Teil ihrer Lebensrealität. Welche Bedeutung und welchen Einfluss die prekäre Situation des israelisches Staates für die Bevölkerung hat, tritt in der faktenorientierten Darstellung der deutschen Medien oft in den Hintergrund – daher war es den AutorInnen des Filmes wichtig, neben der um Objektivität und Informativität bemühten Berichterstattung einen anderen Blickwinkel auf die Konsequenzen des israelisch-palästinensischen Konflikts einzunehmen. Der Dokumentarfilm beleuchtet durch eine biografische Perspektive einen bisher kaum beachteten Aspekt: Welche persönliche Bedeutung hat der Wehrdienst für junge Menschen in Israel? Daher auch die Wahl des Titels: Die Uniform ist wie der Kokon als äußeres Anzeichen für den Prozess einer Verwandlung verstehbar, die kaum Schlüsse zulässt auf das folgende Resultat. Sie schützt dabei, wie der Körperpanzer einiger Tiere, das in ihr befindliche Subjekt, verleiht ihm aber gleichzeitig auch ein imposantes Auftreten. [1] Balke, Ralf: Israel , S. 143, C.H. Beck, München 2000. [2] Ein Vergleich zu Deutschland mag dies verdeutlichen: In Deutschland ist die von der Wehrpflicht betroffene Bevölkerungsgruppe sehr viel kleiner, die Wehrzeit zwei Drittel kürzer, und es gibt die Möglichkeit, stattdessen Zivildienst zu absolvieren. Auch muss im Wehrdienst nicht an bewaffneten Einsätzen teilgenommen werden.
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